(Illustration Julia Scharinger-Schöttel)
Die space and place Stadtforschung bewegt sich im Bereich Urban Anthropology, Place Making, Tactical Urbanism und Anthropology of Organisations. Mittels ausgewählter Methoden der Stadtforschung erheben wir Daten, werten sie aus, lassen sie in unsere Stadtarbeit einfließen und teilen sie in Vorträgen und Diskussionen.
Wir lieben es nicht nur, den urbanen Raum zu gestalten und Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, sondern auch hinter die Dinge zu blicken. Gemäß der interdisziplinären Zusammensetzung des space and place-Teams tun wir dies aus ganz verschiedenen Blickwinkeln – anthropologisch, stadtgeografisch und künstlerisch-kreativ. Wir beobachten, erforschen, testen, experimentieren, diskutieren, evaluieren.
Von 2023 bis 2025 nimmt space and place eine spannende Rolle im EU-Projekt StreetForum ein. Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen und Stadtarbeiter*innen aus Belgien, Schweden und der Türkei erforschen wir, wie Transformationsprozesse im öffentlichen Straßenraum ausverhandelt werden können und entwickeln dazu ein Toolkit. Mehr Informationen zum StreetForum findet ihr hier.
space and place engagiert sich in der Stadtarbeit und der Stadtforschung. Die Kombination aus Theorie und Praxis erfordert hohe Präsenz und Aufmerksamkeit in der Planung und Umsetzung von Projekten und Forschungsvorhaben. Dieser herausfordernden Arbeitsweise stehen wesentliche Vorteile gegenüber:
Kunst- und Kulturprojekte im öffentlichen Raum bieten einen idealen Rahmen, um Diskussionen zu relevanten Stadtthemen anzustoßen. Forschungsfragen können in die praktische Umsetzung von Vorhaben integriert werden, während so gesammelte empirische Daten langfristig für Forschungszwecke zur Verfügung stehen.
Beim Prozess dieser angewandten Stadtforschung werden Erkenntnisse sowohl in wissenschaftlichen Vorträgen und Artikeln diskutiert als auch unmittelbar in die Praxis zurückgespielt. Wissenschaftliche Diskussionen zu spezifischen Stadtthemen sowie Verbesserungen und Neuerungen in der praktischen Stadtarbeit werden möglich. Zudem können auch Medien mit ausgewählten wissenschaftlichen Erkenntnissen versorgt werden. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Praxis und Kommunikation können diese mehr als nur Veranstaltungstermine an ein allgemeines Publikum kommunizieren.
Im Bereich Stadtforschung wird die erprobte und etablierte praktische Stadtarbeit von space and place mehr und mehr mit einer analytischen, kritischen, wissenschaftlichen Stadtforschung verbunden.
Beispiel Wohnstraßen-Forschung
In der wissenschaftlichen Forschung bleibt oft nur wenig Zeit, um die Verbindung zwischen spannenden wissenschaftlichen Fragen und der praktischen Relevanz von Forschungsergebnissen für eine Gesellschaft herzustellen. In der Forschung „#wohnstrassenleben – an anthropology of the street“ ist dieser Link zwischen wissenschaftlicher Forschung zu den „Wiener Wohnstraßen“ und praktischer Stadtarbeit gelungen. Eine breite Kommunikation des Themas und eine öffentliche Debatte darüber ist in Gang gekommen: Inwieweit kann die Wiener Wohnstraße als „Wohlfühlort“ und als „Klimaoase“ verstanden und genutzt werden und was braucht es, damit sich in Wien eine „Kultur des Wohnstraßenlebens“ entwickeln kann?
space and place hat herausgefunden, dass es in Wien rund 190 Wohnstraßen gibt (vgl. Wohnstraßenkarte), die zusammen die Fläche von rund 57 internationalen Fußballfeldern ausmachen. Als Kulturinitiative sehen wir in diesem öffentlichen Raum ein Potential, das sich die Stadt Wien und ihre Bewohner*innen zu Nutze machen können. In einer ersten wissenschaftlichen Aufarbeitung des empirischen Materials wurden mehrere Faktoren herausgearbeitet, warum die Wiener Wohnstraße seit ihrer Einführung im Jahr 1983 nicht so genutzt wird, wie es möglich wäre:
1) Viele Menschen wissen nicht, wie man die Wiener Wohnstraße legal nutzen kann.
2) Die Wohnstraße ist für einen Aufenthalt teils nicht sicher genug: Viele Autos fahren verbotenerweise durch Wohnstraßen. Auch zu- und abfahrende Autos überschreiten oft die erlaubte Schrittgeschwindigkeit.
3) Viele Wohnstraßen in Wien sind nicht gemütlich – es fehlt an (flexiblen) Sitzmöglichkeiten und/oder Schatten.
4) Die Menschen in Wien sind es generell nicht gewohnt die Wohnstraße zu nutzen – es gibt keine eingespielte „Kultur des Wohnstraßenlebens“.
In der praktischen Stadtarbeit von space and place werden daher künstlerische und sozio-kulturelle Projekte und Aktivitäten realisiert, die den genannten Punkten entgegenwirken sollen. Und auch in der wissenschaftlichen Stadtforschung nehmen wir uns dieser vier und weiterer Punkte auf analytischer Ebene an. Empirisches Datenmaterial wird in der Praxis und im Rahmen von zusätzlichen „teilnehmenden Beobachtungen“ und Interviews gesammelt und auf seine Relevanz in Bezug zu den genannten Faktoren untersucht. Forschungsergebnisse werden in Vorträgen, Gesprächen und/oder wissenschaftlichen Publikationen und solchen für ein breiteres heterogenes Publikum diskutiert und publiziert.